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Gesunde Zukunft | NEWS

03.09.12 // Pestizid im Brötchen

veröffentlicht am: 03-09-2012
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Pestizid im Brötchen

„Ökotest“ weist in Getreideprodukten Reste von Unkrautvernichtungsmitteln nach. Ob das Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist umstritten.  

Der Stoff gilt als Wundermittel – überall dort, wo unliebsames Grün schnell und wirkungsvoll vernichtet werden soll: Glyphosat. Der Unkrautvernichter ist das meist- verkaufte Pflanzengift weltweit und in über 130 Ländern zugelassen. US-Agrarmulti Monsanto brachte den Wirkstoff vor fast 40 Jahren in Form des Spritzmittels Roundup auf den Markt. Inzwischen gibt es Dutzende andere glyphosathaltige Herbizide. Etwa die Hälfte davon stammt aus China.

In Deutschland wird Glyphosat tonnenweise auf Getreidefeldern versprüht – selbst kurz vor der Ernte noch. „Dabei bekommen nicht nur die Unkräuter, sondern auch das Getreide eine kräftige Portion Gift ab“, sagt Edigna Menhard von „Ökotest“. Das Verbrauchermagazin hat deshalb 20 Getreideprodukte des täglichen Bedarfs im Labor auf Rückstände untersucht. Das Ergebnis wird im heute erscheinenden Heft veröffentlicht. „In fast drei Vierteln der Produkte konnten wir Glyphosat nachweisen“, sagt Menhard.

Betroffen sind nicht nur vier von fünf Weizenmehlen. Auch in acht von zehn Körnerbrötchen wurden Spuren von Glyphosat gefunden – darunter Brötchen von in Sachsen agierenden Ketten wie Heberer und Kamps, aber auch von Discountern wie Penny und Real. Obwohl bekannt ist, dass nicht nur Getreide, sondern auch Leinsamen und Sonnenblumenkerne kurz vor der Ernte noch gespritzt werden dürfen, hat das Ergebnis die Tester überrascht. „Es beweist, dass das Herbizid sogar den Backprozess übersteht“, sagt Menhard. Insofern seien wahrscheinlich Brot und andere Backwaren ebenfalls mit Glyphosat verunreinigt.

Im Test wurde das Pestizid auch in zwei von fünf Getreideflocken-Erzeugnissen gefunden – in Müsli von Seitenbacher und Haferflocken der Edeka-Marke „Gut & günstig“. Zwar handelt es sich bei allen belasteten Produkten durchweg um Spuren –zwischen 0,017 und 0,12 Milligramm pro Kilo. Doch „Ökotest“ hält den gesetzlich zulässigen Maximalwert für Weizen, der kurz vor der Ernte mit Glyphosat behandelt wurde, für zu hoch. Menhard: „Er liegt bei sage und schreibe zehn Milligramm pro Kilo. Im Vergleich dazu sind für Pflanzen ohne Vorerntebehandlung nur bis zu 0,1 Milligramm pro Kilo erlaubt.“

Wissenschaftliche Studien kamen bislang zu dem Schluss, dass das Spritzmittel bei bestimmungsgemäßer Anwendung für Menschen nicht gesundheitsgefährdend ist. Doch Umweltorganisationen wie Greenpeace, der Naturschutzbund und auch „Ökotest“ sehen das anders.

Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat sich der Einsatz glyphosathaltiger Mittel seit Ende der Neunzigerjahre fast verdoppelt. Insofern steigt die Belastung von Umwelt und Lebensmitteln, meint „Ökotest“. Es fehle dazu aber an flächendeckenden Untersuchungen.

Die Verbraucherschützer verweisen auf neuere Studien aus Frankreich und Argentinien, nach denen Glyphosat doch nicht so harmlos sei wie gedacht. Allerdings habe das Bundesinstitut für Risikobewertung die Studien nicht anerkannt. Eine Risikoüberprüfung auf EU-Ebene sei auf 2015 vertagt worden. Menhard: „Angesichts der Testergebnisse ein Skandal.“

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte laut „Ökotest“ pflanzliche Lebensmittel in Bio-Qualität kaufen. Denn Glyphosat und andere chemisch-synthetischen Spritzmittel sind im Bio-Anbau verboten.

Von Katrin Saft

Ausführlicher Test mit allen Ergebnissen im aktuellen „Ökotest“-Heft 9 

Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3144446

 

Zuletzt geändert am: 04-09-2012 um 08:38

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