03.03.14 // Auch im Rödertal polarisiert der Wolf |
veröffentlicht am: 03-03-2014 |
Auch im Rödertal polarisiert der Wolf
Helene Möslinger vom Wolfsbüro hielt einen Vortrag auf Schloss Klippenstein. Keine leichte Sache. Argumente wurden ausgetauscht.
Von bernd Goldammer
Brechend voll war es Freitagabend auf Schloss Klippenstein. Helene Möslinger hatte keinen leichten Vortrag. Sie kommt vom Wolfsbüro – und auch im Rödertal polarisiert kein Tier so sehr wie der Wolf. Nicht erst mit dem Märchen von Rotkäppchen bekam Isegrim einen so schlechten Ruf, dass er deshalb vor mehr als hundert Jahren in Deutschland sogar ausgerottet wurde. Von bäuerlichen Treibern wurde er damals vor die Schießtribünen adliger Helden in der Laußnitzer Heide getrieben. Jetzt ist er wieder da – und wer Helene Möslingers Vortrag hörte, fragte sich, ob er jemals gänzlich weg war. Immerhin sollen in Deutschland zwischen 1945 und 1990 genau 19 Wölfe geschossen worden sein. Wie hoch liegt die Dunkelziffer? Die Wissenschaft hat Menschen und Zeiten verändert. In der Moderne haben Märchen einen Unterhaltungswert, für den rationalen Zeitgenossen zählen die Fakten. Auch dem „Wolfsgruseln“ ist man auf den Grund gegangen.
Seit Lausitzer Wölfe besendert werden, ist ihre enorme Lauffreudigkeit weithin bekannt geworden. 20 bis 30 Kilometer laufen sie in einer Nacht. Gen-Analysen haben verdeutlicht, dass der Wolf nachweislich Opfer übler Meinungsmache wurde. Das trat kürzlich erst in Hoyerswerda wieder zutage. Auch hier kochten Emotionen hoch. Dann erbrachte eine Gen-Analyse, dass ein unbeaufsichtigter Boxerhund für das Geschehen verantwortlich gewesen war. Aufsehen erregte der Hoyerswerdaer Tierheim-Fall nur, weil leichtfüßige „Experten“ den Wolf sofort zum Täter gestempelt hatten. Das brachte Schlagzeilen, die jedoch wie Seifenblasen platzten.
Nein, der Wolf ist kein Vegetarier. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte sagen aber: Man kann mit ihm leben. Im Jahr 2000 ist das erste Wolfsrudel in Deutschland erfasst worden. Europaweit gibt es etwa 20 000 Wölfe in zehn Wolfspopulationen. Ein Wolf wird unter Idealbedingungen etwa 10 bis 13 Jahre alt. Die Wolfsdichte ist vom vorhandenen Nahrungsangebot abhängig. Im Moment ist Isegrim mit Fortpflanzung beschäftigt. Februar und März sind nämlich Hochranz-Zeiten. Im Mai kommen zwei bis acht Welpen pro trächtige Wölfin zur Welt
Und doch ist etwas ganz anders als vor hundert Jahren: Der Freistaat Sachsen ersetzt Schäden, die Landwirten durch Wölfe zugefügt werden, falls die gerissenen Tiere artgerecht gehalten werden. Anpflöcken gehört nicht dazu. Unterstützt werden aber auch die investiven Vorsorgemaßnahmen, die Tierhalter ergreifen müssen, um Wölfe von Tierherden fernzuhalten. Herdenschutzhunde kommen dabei ebenfalls zu neuen Ehren
Bleibt die Frage des Abends: Ist der Wolf in der Dresdner Heide angekommen? Bis jetzt gibt es kaum Anzeichen dafür, wie sich im anschließenden offenen Gespräch zeigte. Ob sich Wolfsgegner und Befürworter Freitagabend näher gekommen sind, blieb offen. Die Atmosphäre, in der sie zu argumentieren wussten, war jedenfalls kulturvoll. Das zählt auch…
Quelle: sz-online.de/Roedertal
Zuletzt geändert am: 03-03-2014 um 02:05 >Zurück
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