28.07.15|Strafanzeige gegen Wolfsmörder |
veröffentlicht am: 29-07-2015 |
Strafanzeige gegen Wolfstöter
Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die letzten fünf Wolfstötungen haben alle in einem Umkreis von 40 Kilometern stattgefunden.“
Von Wulf Stibenz
Vierkirchen. In der Gemeinde Vierkirchen nahe der Autobahn 4 ist der erschossene Wolf am Sonntagvormittag gefunden worden. Das bestätigt gestern Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz. Bislang haben die Ermittler den Fundort geheim gehalten, um Spuren zu sichern. Weil die Verletzungen des Rüden für eine Schusswaffe sprechen, ist der Kadaver an das Leibniz-Institut für Wildtierforschung Berlin (IZW) gebracht worden. „Der vorläufige Untersuchungsbefund bestätigte den Verdacht eines illegalen Abschusses“, so Ludwig.
Offen ist bis zur Auswertung der genetischen Untersuchungen am Senckenberg Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen, aus welchem Wolfsrudel das tote Tier stammt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der Wolf in der Gemeinde Vierkirchen nur abgelegt worden ist – und nicht zwingend aus dem Königshainer oder Nieskyer Rudel stammen muss. Auch der Schuss auf den Wolf kann irgendwo im Verbreitungsgebiet der Wölfe passiert sein. Der Landkreis Görlitz stellt nun Strafanzeige gegen unbekannt. Das Landeskriminalamt ermittelt, weil die Tötung des EU-weit geschützten Raubtieres eine Straftat darstellt.
Für Markus Bathen vom Willkommen-Wolf-Projekt des Naturschutzbunds Nabu ist dieser siebente illegal in Sachsen getötete Wolf nicht nur als Einzelfall ein Problem: „Ich wünsche mir, dass die Suche nach Tätern Erfolg hat – sonst entsteht der Eindruck, die Lausitz sei eine Art Bermuda-Dreieck für Wolfstötungen.“ Ohne Täter und ohne Verurteilung erwecken die Taten den Anschein, straffrei zu bleiben. „Das kann auch Unentschiedene dazu verleiten, so eine Straftat zu begehen“, sagt Markus Bathen. Erschwerend komme derzeit hinzu, dass seiner Ansicht nach der Deutsche Jagdverband eine kontraproduktive Wolf-Öffentlichkeitsarbeit betreibe. Die Jäger würden ausschließlich mit den Problemen aufgrund der Rückkehr des Wolfes konfrontiert. Zum Beispiel wird die Mehrbelastung der Jäger durch die Wolfsmeldungen und Untersuchungen ebenso ins Feld geführt, wie Risse an Nutz- und Wildtieren. Positive Faktoren hingegen wie Tourismus, Wildökonomie oder Artenvielfalt falle bei den Verbänden hinten runter. „Das verschlechtert die Grundstimmung bei den Menschen der Region und vor allem ihrer Jäger“, so Markus Bathen. Er wende sich klar gegen die Vorverurteilung der Jäger in der Lausitz, kritisiere aber, dass Wolfsgegner zurzeit die Oberhand bei den Äußerungen hätten. Jäger, die dem Wolf positiv gesonnen seien, würden mundtot gemacht.
Der neue Fall sorgt auch bei der Landespolitik für Aufruhr. So fordert Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der Grünen, eine konsequente Verfolgung der Straftat. „Und man muss über die Einrichtung einer auf Naturschutzstraftaten spezialisierten Schwerpunktstaatsanwaltschaft nachdenken“, so Wolfram Günther. Die müsste dann vor allem in den Landkreisen Görlitz und Bautzen aktiv werden. Denn auch Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller sagt: „Die letzten fünf Wolfstötungen haben alle in einem Umkreis von 40 Kilometern stattgefunden.“
Dass die Wolfskiller vor allem in Ostsachsen zuschlagen, führen Tierschützer auch auf die Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdgesetz 2012 zurück. Zwar ist der Räuber ganzjährig geschont, zählt aber grundsätzlich zum jagdbaren Wild. Der Vermutung, Jagdverbände würden schrittweise den Wolfsabschuss legitimieren wollen, stellen sich der Deutsche Jagdverband und der Landesjagdverband Sachsen entgegen. Auch sie haben jetzt Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Wie Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbandes betont, werde eine konsequente Strafverfolgung gefordert. „Konflikte, die mit der Ausbreitung des Wolfes in Deutschland zwangsläufig zunehmen, können nur auf legalem Wege gelöst werden“, so Reinwald. Die Vertreter der Jägerschaften betonen jedoch, dass die Politik die Sorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem sich zunehmend ausbreitenden Wolf ernst nehmen müsse. Und weiter: „Ein Frühwarnsystem für verhaltensauffällige Wölfe gehört ebenso zu den Maßnahmen wie die Aufklärung der Menschen über den Umgang mit großen Raubtieren.“
Quelle: sz-online.de
Zuletzt geändert am: 29-07-2015 um 22:50 >Zurück
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