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Gesunde Zukunft | NEWS

18.02.13 // Mallorca braucht Müll

veröffentlicht am: 18-02-2013
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Mallorca braucht Müll

Zehn Millionen Besucher im Jahr machen nicht genügend Dreck: Die Müllverbrennungsanlage Mallorcas ist zu groß. Nun importiert die Insel Müll.

Von Martin Dahms
 

 

Das Jahr 2007 war das letzte vor der Krise. Damals steckten die Spanier noch voller Optimismus und planten für alle Fälle lieber alles eine Nummer zu groß. Und sie bauten auch für die schmutzige Seite des Fortschritts vor. In jenem goldenen Jahr 2007 beschlossen die Inselpolitiker von Mallorca, ihre Müllverbrennungsanlage auf doppelte Kapazität auszubauen. Sie hielten das für weitsichtig.

Mallorca hat gut 850.000 Einwohner und empfängt jedes Jahr rund zehn Millionen Touristen. Da kommt eine Menge Abfall zusammen. Doch als die erweiterte Verbrennungsanlage 2010 in Betrieb ging, stellte sich heraus, dass sie viel zu groß war. Nun ist das Problem gelöst: Seit einigen Wochen importiert die Urlauberinsel Müll vom spanischen Festland. „Mallorca wird keine Müllkippe sein“, versprach der Tourismusminister der Balearen, Carlos Delgado. Das war im September letzten Jahres, als die Regionalregierung das Müllimportprojekt vorstellte. „Es werden keine stinkenden Säcke kommen, sondern luftdicht verschlossene Pakete mit Biobrennstoff, die es erlauben werden, Energie zu produzieren und Umweltdienstleistungen zu exportieren.“

Doch bei allen schönen Worten: Was auf Mallorca ankommt, ist Müll. Am Freitag waren es vorerst nur ein paar Lastwagenladungen voll, die per Schiff aus dem katalanischen Sabadell in Nordostspanien nach Palma de Mallorca geschafft wurden. Doch wenn alles läuft wie geplant, sollen jährlich bis zu 200 000 Tonnen importierter Müll auf der Baleareninsel verbrannt werden.

Ursprünglich sollte sogar auch Müll aus Italien herbeigeholt werden. Aber dann kam der Verdacht korrupter Machenschaften der Lieferanten auf, und Mallorca zog es vor, auf das italienische Geschäft zu verzichten.

Aus Sicht der privaten Betreibergesellschaft der Müllverbrennungsanlage, Tirme, in Bunyola im Nordwesten Mallorcas, hat der Müllimport nur Vorteile. Mit der Verbrennung der ersten 40.000 Tonnen Abfälle aus Sabadell könnten 6.870 Haushalte mit Strom versorgt werden. Dafür müssten sonst 12.000 Tonnen Erdöl verbrannt werden. Die Müllverbrennung bedeute weniger Kohlendioxidausstoß und erspare den Mallorquinern noch eine ansonsten fällige Müllgebührenerhöhung. Und außerdem habe Mallorca den Müllimport nicht erfunden: In Deutschland und den Niederlanden sei das schon lange gängige Praxis.

Die Gegner der Mülleinfuhr überzeugen diese Argumente nicht. Eine Gruppe von Mallorquiner Umweltschützern hat sich unter dem Motto „Wir wollen nicht der Misthaufen Europas sein“ zusammengeschlossen. In der Nähe von Müllverbrennungsanlagen gebe es erhöhte Krebsraten.

Und auch der Hotelierverband Mallorcas ist zutiefst unglücklich. Er fürchtet ein „negatives Image“, das „eine Hypothek für die Gegenwart und Zukunft Mallorcas als Touristenziel“ bedeuten könne. Müll ist eben nicht die beste Werbung für eine Urlauberinsel.

Quelle: sz-online.de
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Zuletzt geändert am: 18-02-2013 um 22:35

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