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Gesunde Zukunft | NEWS

11.12.13 // Der Wolf ist in Moritzburg

veröffentlicht am: 11-12-2013
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Der Wolf ist in Moritzburg

Am Montagabend wurde ein Tier bei Steinbach beobachtet. Seit zwei Monaten schon gibt es Spuren in der Region.

Von Philipp Siebert

Alexandra zur Lippe ist immer noch aufgeregt. Diese Begegnung wird die Adlige nicht so schnell vergessen. Es war am Montagabend, gegen 17.15 Uhr. Die Proschwitzerin war mit dem Auto von Gröbern nach Moritzburg unterwegs. Am Kreisverkehr an den Buschhäusern bog sie rechts ab, weiter in Richtung Moritzburg. Im Waldstück bei Steinbach bremste jedoch plötzlich der vor ihr fahrende Wagen, wich auf einmal nach rechts aus. Alexandra zur Lippe blieb nichts anderes übrig. Auch sie bremse, fuhr ganz langsam. „Auf einmal sah ich ihn ganz lässig an meinem linken Kotflügel vorbeitrotten.“ Es war ein Wolf. Auch wenn es dunkel war, ist sie sich sicher, das Tier mit seinem grauen Fell erkannt zu haben. Sekunden später verschwand der Wolf im Wald – zog weiter in Richtung Norden.

Alexandra zur Lippe ist nicht die Einzige, die in den letzten Wochen eine Begegnung dieser tierischen Art hatte. „Wölfe sind in der Region nichts Neues“, sagt Rüdiger Juffa. Seit gut neun Jahren gibt es die Tiere in der Region, so der Leiter des Moritzburger Wildgeheges. Und meint damit ausdrücklich nicht die Wölfe im Gehege. Rund um Radeburg, Großenhain und in der Königsbrücker Heide wurden die Tiere gesichtet. „Aus unserem Gehege sind keine ausgebüxt, das sind wildlebende.“

Gibt es ein neues Wolfsrudel rund um Moritzburg? Manche vermuten das. Vor allem in den letzten zwei Monaten wurden mehrfach Wölfe gesichtet. Vorwiegend junge Tiere. Sie sind schon fast so groß wie erwachsene Wölfe, haben aber noch ein buschiges Fell. Vor einer Woche beobachtete der pensionierte Dresdner Kreisjägermeister Gottfried Hempel-Falkenhagen im Wald zwischen Moritzburg und Boxdorf drei Tiere. Sie waren auf der Jagd. „Das Wild rannte wie gehetzt aus dem Wald.“ Hinter ihnen waren die Wölfe her. Auch gegenüber dem Wildgehege sollen wilde Wölfe gesichtet worden sein. „Dass sie sich dort rumtreiben, ist kein Wunder.“ Der Geruch der im Wildgehege lebenden Artgenossen lockt die Tiere an.

Verwunderlich ist dagegen, dass die Wölfe jetzt auch tagsüber offenbar unbekümmert unterwegs sind. Etwa am Frauenteich. Jäger sahen, wie eine Rotte Wildschweine durchs Dickicht rannte. Die Sauen entkamen. Ein Frischling nicht. „Die Biss- und Schleifspuren waren eindeutig“, sagt Jäger Hempel-Falkenhagen. Und nur wenige Tage später fand er ein gerissenes Dammwild. „Das Tier hatte die gleichen Verletzungen.“ Der ehemalige Kreisjägermeister ist sich sicher: Der Wolf ist in Moritzburg angekommen.

Gottfried Hempel-Falkenhagen nimmt an, dass es sich bei den Wölfen um Jungtiere handelt. „Es sind wahrscheinlich dieselben, die die Prinzessin am Montagabend gesehen hat.“ Mit etwa einem Jahr trennen sich die halberwachsenen Tiere von der Mutter, suchen sich ein eigenes Revier. Finden sie einen Partner, lassen sie sich nieder.

Im Wolfsbüro Lupus in der Lausitz sind die Beobachtungen aus Moritzburg noch nicht eingegangen. Helene Möslinger wundert es aber nicht, dass jetzt Wölfe schon so nahe Dresden beobachtet wurden. Jenseits der Bundesautobahn A 13 gibt es seit einiger Zeit ein Rudel in der Königsbrücker Heide (siehe Grafik). Vor über zwei Jahren siedelten sich die Tiere dort an – und vermehrten sich. Im Juli 2011 wurden dort die ersten Welpen nachgewiesen. Für möglich hält sie aber ebenso die Einwanderung aus Brandenburg. In der Annaburger Heide, nur wenige Kilometer nordwärts, hat sich im letzten Jahr ein Rüde angesiedelt.

„Jetzt sind die jungen Wölfe erwachsen und suchen sich ihr eigenes Territorium“, sagt die Expertin. Pro Tag können die Tiere eine Strecke von bis zu 50 Kilometern zurücklegen, wenn sie auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. „Wölfe, denen ein Peilsender verpasst wurde, sind auch schon bis zu 75 Kilometer am Tag gewandert.“ Aus der Sicht der Frau vom Wolfsbüro ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Tiere auch um Moritzburg ansiedeln.

„Ob sie sich dort aber etablieren, ist fraglich“, sagt Helene Möslinger. Das hänge einerseits vom Nahrungsangebot ab. In den Wäldern rund um Moritzburg sollte das aber kein Problem sein. Dammwild, Rotwild und Wildschweine gibt es dort zur Genüge. Andererseits spiele jedoch auch die Partnersuche eine wichtige Rolle. „Findet ein junger Rüde eine Wölfin, mit der er sich paaren kann, bleiben sie oft in einem Gebiet und gründen ein eigenes Rudel.“ Wenn nicht, ziehen sie auch weiter.

Die Wolfsregion Lausitz bittet, Beobachtungen unter www.wolfsregion-lausitz.de oder 035772/46762 zu melden.

Quelle: sz-online.de

Zuletzt geändert am: 11-12-2013 um 12:11

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