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Gesunde Zukunft | NEWS

10.09.14|Brandenburg|Juristischer Großangriff

veröffentlicht am: 10-09-2014
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Juristischer Großangriff der Braunkohlegegner

Umweltschützer schicken ihrer Strafanzeige gegen Vattenfall Fotos und Zahlen nach. Das ist aber erst der Anfang.

Von Tilo Berger, Potsdam

 

 

Aus diesem Rohr quillt rotbraunes Wasser. Es wird direkt aus dem Tagebau Welzow-Süd abgepumpt, sagt Axel Kruschat vom Bund für Umwelt und Naturschutz.
Aus diesem Rohr quillt rotbraunes Wasser. Es wird direkt aus dem Tagebau Welzow-Süd abgepumpt, sagt Axel Kruschat vom Bund für Umwelt und Naturschutz.

© BUND

 

 

Im Koselmühlenfließ südlich von Cottbus tummelten sich einst Forellen, und am Boden des Flüsschens gediehen Libellenlarven. Beide Arten sind jedoch von hier verschwunden, seit sich das Wasser vor etwa fünf Jahren rotbraun färbte. Warum das so kam, liegt für Axel Kruschat vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf der Hand: Der Vattenfall-Konzern leitet stark eisenhaltiges Wasser aus seinem Braunkohletagebau Welzow-Süd in die umliegenden Gewässer ein.

Zum Beweis zeigte der brandenburgische BUND-Landesgeschäftsführer gestern in Potsdam einer kleinen Gruppe von Journalisten Fotos von rotbraunem Wasser, alle aufgenommen im Umfeld des Tagebaus Welzow-Süd. Die Naturschützer beließen es nicht bei Fotos. An 15 Stellen entnahmen sie in den vergangenen Monaten Wasserproben und ließen diese von einem auf Umweltfragen spezialisierten Labor untersuchen. Das Ergebnis: An elf der 15 Stellen lag der Eisengehalt des Wassers zum Teil deutlich über den vorgeschriebenen Grenzwerten – in einem Fall fast zehnmal höher als genehmigt. In einigen Bachbetten fanden die Naturschützer eine bis zu 30 Zentimeter tiefe Schlammschicht aus Eisenocker, dessen Herkunft sie im Tagebau Welzow-Süd sehen. Daraufhin stellte der BUND gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace am vergangenen Freitag Strafanzeige gegen den Tagebau-Betreiber Vattenfall. Der Konzern reagierte inzwischen und erklärte, er halte alle Grenzwerte ein. Jetzt steht Aussage gegen Aussage, und das Wort hat die Staatsanwaltschaft Cottbus.

Der BUND und Greenpeace attackieren nicht nur Vattenfall, sondern erhoben auch eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit gegen den Landkreis Spree-Neiße. Dieser habe als Untere Naturschutzbehörde seine Kontrollpflicht vernachlässigt. Außerdem forderten die Naturschützer das brandenburgische Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe in Cottbus auf, gegenüber Vattenfall aktiv zu werden. 2015 wollen die Kohlegegner ihren Argumenten mit einem naturschutzfachlichen Gutachten Nachdruck verleihen.

Die Anzeige wurde von einem Rechtsanwaltsbüro in Frankfurt (Main) verfasst. Zu den Autoren gehört Dirk Teßmer, der als Anwalt die Interessen der Kohlegegner im Planverfahren für die Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd vertreten hatte. Teßmer engagiert sich im BUND Hessen.

Das verockerte Wasser nehme über mehrere Flussläufe den direkten Weg in die Spree – und zwar nördlich der Talsperre Spremberg, an deren Boden schon viel Eisen sickere. Bisher wurden für eisenhaltiges Wasser nur bereits stillgelegte Tagebaue verantwortlich gemacht. Jetzt sieht Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl ein weiteres Argument gegen aktuelle und neue Tagebaue: „Die Mär von sauberen Vattenfall-Tagebauen ist endgültig unhaltbar. Solange nicht einmal die laufenden Tagebaue die Umweltgesetze einhalten, dürfen keine weiteren genehmigt werden.“

Quelle sz-online.de

Zuletzt geändert am: 10-09-2014 um 10:09

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