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Gesunde Zukunft | NEWS

08.05.14 // Elektrosmog, wenn Zugvögel die Orientierung verlieren

veröffentlicht am: 08-05-2014
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Elektrosmog

Wenn Zugvögel die Orientierung verlieren

Ein Oldenburger Forscherteam hat durch Zufall herausgefunden, dass Rotkehlchen in hölzernen Versuchskäfigen auf dem Uni-Gelände ihren feinen Magnetsinn verlieren. Sie gingen der Ursache auf den Grund.

Oldenburg Elektrosmog hat unterhalb bestimmter Grenzwerte keine Auswirkungen auf biologische Prozesse oder gar auf die menschliche Gesundheit – das galt bisher als Stand der Wissenschaft. Erstmals konnte nun ein Forscherteam um Prof. Dr. Henrik Mouritsen (42), Biologe und Lichtenberg-Professor an der Universität Oldenburg, nachweisen: Der Magnetkompass von Rotkehlchen versagt komplett, sobald elektromagnetische Störungen im Mittelwellenbereich auf die Vögel einwirken – selbst wenn die Signale nur ein Tausendstel des von der Weltgesundheitsorganisation als unbedenklich eingestuften Grenzwerts betragen.

Am Anfang stand der Zufall: Seit etwa fünfzig Jahren ist bekannt, dass Zugvögel das Magnetfeld der Erde nutzen, um im Frühjahr und Herbst ihre Zugrichtung zu bestimmen. Biologen konnten dies in zahlreichen Experimenten nachweisen, bei denen sie die Navigationsfähigkeiten der Vögel in so genannten Orientierungskäfigen untersuchten. Die Forscher machten ihre Experimente mit Rotkehlchen während der Zeit des Vogelzugs. „Wir haben die Tiere in der Nacht für eine Stunde in einen besonderen Käfig gesetzt. Normalerweise hüpfen Rotkehlchen nachts in die Richtung, in die sie fliegen würden. Doch das taten die Tiere im Käfig nicht“, so der Däne Mouritsen.

Dr. Nils-Lasse Schneider, Elektrophysiologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter in Mouritsens Arbeitsgruppe, hatte die zündende Idee: Er schlug vor, die Versuchshütten und damit auch die Orientierungskäfige mit geerdeten Aluminiumplatten abzuschirmen. Die Abschirmung ließ das für die Navigation der Vögel entscheidende statische Magnetfeld der Erde unberührt, dämpfte aber das zeitabhängige elektromagnetische Rauschen – den Elektrosmog – innerhalb der Hütten. Mouritsen: „Die Wirkung war verblüffend: Die Vögel hatten plötzlich überhaupt keine Probleme mehr, sich zu orientierten und fanden ihre Zugrichtung.“

Die von den insgesamt neun Oldenburger Wissenschaftlern gemeinsam mit der Universität Oxford durchgeführten langjährigen Forschungen sind jetzt in der aktuellen Ausgabe der renommierten englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature“ erschienen. Die Studie ist das Titelthema der Ausgabe vom 15. Mai. Es ist mittlerweile Mouritsens vierte Veröffentlichung in „Nature“.

Der Oldenburger Biologe sorgt also weiter für Schlagzeilen – weltweit. Am 2. Juni 2011 erhielt er in der Frankfurter Paulskirche den mit 75 000 Euro dotierten „Eric Kandel Young Neuroscientists Prize“. In der Jury saßen nicht weniger als drei Nobelpreisträger: Prof. Dr. Erwin Neher (Deutschland), Prof. Dr. Paul Greengard (USA) und Prof. Dr. Linda Buck (USA). Auch dabei ging es um das Navigationssystem der Vögel.

Prof. Dr. Reto Weiler, Neurobiologe an der Uni Oldenburg (seit 2008 auch Rektor des Delmenhorster Hanse-Wissenschaftskollegs) hatte Mouritsen nach Oldenburg geholt und wurde schnell zu dessen großem Förderer.


Quelle: nwzonline.de

Zuletzt geändert am: 08-05-2014 um 12:06

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