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Gesunde Zukunft | NEWS

03.04.14 // Rüdersdorf-Schlagabtausch zu Immissionen

veröffentlicht am: 03-04-2014
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Schlagabtausch um Immissionen

Rüdersdorf (MOZ) Mittwoch wurde die Erörterung um die Vattenfall-Pläne fortgesetzt. Wie schon Dienstag gab es Debatten, zig Anträge und Fachvorträge.

  

Bevor die mit Spannung erwarteten Fachleute, der Toxikologe Dr. Hermann Kruse und der Umweltepidemologe Prof. Erich Wichmann, zu Wort kamen, setzten sich die Fachleute - sowohl Vattenfall als auch die Bürgerinitiative (BI) waren bestens gerüstet - über die Immissionen auseinander. Und unterstellten sich gegenseitig, nicht richtig gerechnet zu haben, Werte falsch anzusetzen, schönzurechnen. Ein Streitpunkt war, ob Vattenfall nur die künftig zusätzlichen 20 000 Tonnen Abfälle auf ihre Schadstoffe prognostizieren muss, oder ob, wie es die Rechtsanwältin der BI Franziska Hess deutlich machte, der gesamte künftige Ausstoß zu betrachten sei.

Auch die Schadstoffe selbst wurden diskutiert. So stellte der von Vattenfall beauftragte Fachmann Steffen Wehrens u. a. auch Dioxine und Furane vor und bezog sich auf die in den Messcontainern von 2007 bis 2010 erfassten Werte. Diese Stoffe aber, räumte Thomas Wohlfahrt vom Landesumweltamt ein, wurden gar nicht gemessen. Ebenfalls in die Kritik geriet die Prognose-Art. Denn für die neue Vorhersage mit den neuen Abfällen wurden von Vattenfall andere Wetterdaten zugrunde gelegt. Selbst Thomas Wohlfahrt musste eingestehen, dass für eine Vergleichbarkeit gleiche Ausgangspositionen gewählt werden müssten. Fast schon gebetsmühlenartig fragte Peter Gebhardt vom Ingenieurbüro für Umweltschutztechnik berechnete Werte nach und verwies mehrfach darauf, dass sie von Vattenfall "schöngerechnet" worden seien. Es sei nicht nachvollziehbar, wie es sein könne, dass es trotz erhöhter Kapazität Werte gebe, die sich verringern würden, sagte er u. a.

Versammlungsleiter Ulrich Stock stellte fest, dass die Behörde sich ein Bild machen müsse, ob die Immissionsansätze richtig gewählt worden seien. Franziska Hess beantragte, den Schriftwechsel mit den Nachforderungen der Behörde zur Verfügung gestellt zu bekommen. Denn Gebhardt hatte zuvor festgestellt, dass bestimmte Werte in den Antragsunterlagen nicht zu finden sind. Ingrid Wolter, Rechtsanwältin des LUGV, sagte zu, dass die Zwischenberichte zur Verfügung gestellt werden.

Immer wieder wurde deutlich, dass es in und um Rüdersdorf eine Gesamtbetrachtung der Situation braucht. Das heißt, Umweltbelastungen von den Firmen bis zum Verkehr analysiert werden müssen. So beantragte Christine Hanke von der BI nicht nur das Aufstellen von Messcontainern im Radius von 2,5 Kilometern rund um Vattenfall (dort befinden sich mehrere Kitas und Schulen), sondern auch, dass eine Datenanalyse erhoben wird, in der die Unversehrtheit der in den Rehakliniken behandelten Patienten nachgewiesen wird. Die in den Messcontainern von 2007 bis Mai 2010 ermittelten Werte - der Container wurde abgebaut, bevor das IKW volle Last fuhr - seien zudem auch schon einige Jahre alt, aber einzig belastbare Daten, stellten mehrere Redner fest. Landtagsabgeordnete Kerstin Kaiser (Linke), die die Diskussion verfolgt und sich für die Aufstellung von Messcontainern stark macht, will sich dafür einsetzen, dass sich die Hauptverursacher Cemex und Vattenfall an solchen Containern finanziell beteiligen. Ohne Klarheit über die Schadstoffbelastung zu haben, könne der Antrag des IKW ihres Erachtens nicht positiv beschieden werden

Auch die mit Spannung erwarteten Fachleute Dr. Hermann Kruse und Prof. Erich Wichmann standen mit ihren Vorträgen den Sorgen der Hiesigen bei. Dr. Kruse aus Kiel, der von der Gemeinde mit dem humantoxikologischen Gutachten beauftragt wurde, griff, weil nichts Neueres vorliegt, auf die Daten des Messcontainers zurück. Da seien ihm u. a. bei den PM 10-Werten (Staubpartikel, im Durchmesser kleiner als zehn µm/je Kubikmeter) erhebliche Belastungsspitzen von 165 und 81 (2008/09) aufgefallen. Er mahnte unbedingt bei der Genehmigung auch auf die Chrombelastung zu schauen. "Ein human-bio-monitoring ist nicht zielführend", betonte Kruse, denn Gesundheitsauffälligkeiten bestimmten Erzeugern zuzuordnen, sei kaum machbar. Besser sei es, statt die administrativ verordneten Grenzwerte, die er als Besorgniswerte bezeichnete, zu nutzen, Vorsorgewerte anzusetzen. Die lägen prozentual weit unter den Grenzwerten. Umweltepidemologe Prof. Wichmann ging auf das Krebsregister ein. Und stellte fest, dass es keine erhöhten Auffälligkeiten gibt. Aber: Ziel sollte es sein, bei den ausgestoßenen Werten möglichst weit herunterzukommen, mahnte auch er.

Am heutigen Donnerstag wird der Erörterungstermin fortgesetzt. 9 Uhr geht es los im Rüdersdorfer Kulturhaus. Themen dann sind unter anderem Verkehr und Tourismus.

Quelle: moz.de

Zuletzt geändert am: 03-04-2014 um 10:49

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